In den letzten Jahren wachsen in der Türkei die Investitionen im Bereich der Gesundheit weiter an. Zwischen 1989 und 1999 wurden in der Infrastruktur im Bereich des Gesundheitswesens wichtige Verbesserungen erzielt. In dieser Periode stieg die Zahl der Betten in den Krankenhäusern auf mehr als 133.000 auf 168.716; die Zahl der staatlichen Polikliniken stieg von 3.000 auf 5.608; die Zahl der sanitären Stationen erhöhte sich von 10.000 auf 12.605. Die durchschnittliche Lebensdauer stieg in der selben Zeitspanne von 66 Jahre auf 69 Jahre im Jahre 1999. Die Säuglingssterblichkeit ging von 62,2 Promille auf 36,3 Promille zurück. Ferner stieg die Zahl des Arbeitspersonals im medizinischen Sektor an; die Zahl der Menschen pro Arzt ging von 1.190 auf 806 im Jahre 1999, pro Krankenschwester von 1.281 auf 763 und pro Pharmazeut von 3.655 auf 3.094 zurück. Die Zahl der Krankenhäuser betrug 1999 einschließlich der privaten Einrichtungen 1.208; die Ausschöpfung der Bettenkapazitäten betrug gegen 60%. Die Zahl der Menschen pro Arzt, Zahnarzt, Pharmazeut und Krankenschwester ging in den letzten Jahren erheblich zurück. Dies ist eine positive Entwicklung im Rahmen der Gesundheitspolitik in der Türkei.

Dienstleistungen im Gesundheitswesen werden auch gegenwärtig überwiegend von öffentlichen Institutionen geleistet. 93,3% der Bettenkapazität sowie fast alle vorbeugenden medizinischen Dienste werden vom Staat geleistet. 86,4% der Bevölkerung waren Ende 1999 krankenversichert.

Zur weiteren Verbreitung des Angebots an medizinischen Dienstleistungen wurde ein Pilotprojekt zur Etablierung von Hausärzten geplant. Ferner halten die Arbeiten für ein grundlegendes medizinisches Dienstleistungsmodell für Großtädte an, das integrierte Dienste leisten soll. Mit der sogenannten "Grünen Karte" erhielten bis Ende 1999 rund 8,5 Millionen Personen mit geringen Einkommen eine Garantie für stationäre Behandlung.

Gesundheitspflege

Zum Zwecke einer effektiven Ausschöpfung der Mittel und einer besseren Zufriedenstellung des medizinischen Kundens halten die Bemühungen an, die Verbreitung und Kontinuität bei den Dienstleistungen zu erhöhen und das Finanzsystem, die Verwaltung, die Organisation und das Personal neu zu strukturieren.

Die medizinische Betreuung von Müttern mit Säuglingen, die Sexualmedizin, die psychische Gesundheit, Ernährung, Mund und Zahnhygiäne, Impfungen, die Bekämpfung von Epidemien, erste Hilfe und Nothilfe, die Arbeits und Arbeitergesundheit, der Schutz von Jugendlichen vor Drogen, die Umweltgesundheit, die Integration der gesundheitlichen Erziehung mit den grundlegenden medizinischen Dienstleistungen und schließlich die Verbreitung und Kontinuität der Dienstleistungen zählen zu den wichtigen Prinzipien der türkischen Gesundheitspolitik. Ferner werden Beiträge und Teilnahme der Bevölkerung in allen Phasen der medizinischen Dienstleistungen gefördert. Zu den vorrangigen Zielen gehört auch ein effektives Überweisungssystem, das die Überweisung von Patienten von den kleinsten medizinischen Einheiten bis hin zu den Krankenhäusern umfassen wird. Die Regierung unterstützt ferner jegliche Arbeit und Forschung über gesundheitliche Probleme, deren Gründe, Maßnahmen zur Verhinderung von Problemen und deren Kontrolle.

Ausgaben im Gesundheitssektor

Die Ausgaben für den Gesundheitssektor in der Türkei stiegen besonders in den 90'er Jahren sehr rasch. Der Anteil der Ausgaben des Gesundheitssektors am Bruttosozialprodukt 1990 von 3,5% betrug 1998 4%. Der Anteil der staatlichen Ausgaben im Bereich Gesundheit an den gesamten Ausgaben im Gesundheitssektor betrug 1990 61,9% und 1998 63%. Auch die Gesundheitsausgaben pro Person zeigten einen steigenden Trend, und erhöhten sich von 95 Dollar 1990 auf 140 Dollar 1998. Im endgültigen Haushalt von 1999 nahm der Gesundheitssektor einen Anteil von 2.3% ein.

Parallel zu einer Förderung von privaten Investitionen im Gesundsheitswesen in der Türkei erhöhen sich auch tatsächlich die privaten Investitionen. Die Investitionen des Privatsektors umfaßten jedoch überwiegend die ambulante Behandlung. Der private Sektor investierte dagegen nur sehr wenig in die Produktion von medizinischen Geräten, Impfstoffen, Seren, Blut und Blutprodukte in der Türkei sowie für Krankenhäuser. Nur 19% der Krankenhäuser in der Türkei und 6,6% der Bettenkapazität der Krankenhäuser gehören dem Privatsektor an.

Die Gesundheitsreform

Die Dienstleistungen im Gesundheitswesen, die zu den wichtigsten Aufgabenbereichen des Staates zählen, wurden in den 60'er Jahren im Rahmen einer zentralistischen Regierungsform betrachtet. Der allgemeine Rahmen der neuen Strategien für die heute noch weitergeführten Gesundheitsreformen wurde in 1980 in der Master- Plan-Studie zum Gesundheitssektor gesetzt; die betreffende Studie wurde vom Gesundheitsministerium und vom Staatlichen Planungsamt ausgearbeitet. Zur gleichen Zeit entwickelte das Gesundheitsministerium eine neue nationale Gesundheitspolitik. Rund 500 Delegierte der betreffenden Sektoren, aus den Universitäten und den betreffenden Berufsorganisationen erörterten 1992 in 34 Arbeitsgruppen auf dem 1. Nationalen Gesundheitskongress alle Themen im Rahmen der Gesundheitsreform. Die Umsetzung der auf diesem Kongress gefaßten Beschlüsse wurde in den darauffolgenden beschleunigt. Das ab 1992 ausgearbeitete Darlehensabkommen zum 'Zweiten Gesundheitsprojekt' wurde 1994 zwischen der türkischen Regierung und der Weltbank unterzeichnet. Ferner wurde 1995 mit Beteiligung von einschlägigen Anstalten und Unternehmen ein 'Gesetzentwurf zu Dienstleistungen im Gesundheitswesen und dem Hausarztsystem' dem Ministerpräsidium vorgelegt. In ihm ist eine Finanzierung des Gesundheitswesens durch individuelle Krankenversicherungen und die Integration von allgemeinen medizinischen Dienstleistungen in das Behandlungssystem vorgesehen. Nach der Verabschiedung dieser Gesetze sollen die betreffenden medizinischen Dienstleistungseinrichtungen und Gesundheitsdienste durch Pilotprojekte unterstützt und stufenweise landesweit verbreitet werden.

Das vom Gesundheitsministerium ausgearbeitete Projekt zur Gesundheitsreform gehört zu den grundlegenden strukturellen Veränderungsprojekten im, die Zeitspanne von 1996 bis 2000 umfassenden '7. Fünfjährigen Entwicklungsplan'. Die Grundprinzipien der Arbeiten im Rahmen der Gesundheitsreform können wie folgt zusammengefaßt werden:

  • Die Einführung der Allgemeinen Krankenversicherung in kürzester Zeit, damit im Sinne der Gleichberechtigung aller Bürger die medizinischen Diensleistungen für alle erreichbar werden,
  • Die Trennung von Institutionen, die medizinische Dienstleistungen erbringen und von Institutionen, die diese Dienstleistungen finanzieren. In diesem Sinne soll nicht die Institution, die die Dienstleistung erbringt, sondern derjenige, der auf diese Dienstleistung angewiesen ist, finanziell unterstützt werden.
  • Die Gewährung von Autonomie an Krankenhäuser, um die Qualität und Effektivität der Dienstleitungen zu erhöhen. Die Krankenhäuser sollen in Gesundheitsunternehmen überführt werden, die ihre Ausgaben durch die Einkommen deckenkönnen und administrativ nicht von einer Zentrale abhängig sind. Somit soll eine Konkurrenz unter staatlicher Aufsicht entstehen.
  • Die Einführung des Hausarztmodells, durch das Krankheiten vorgebeugt und die Gesundheit geschützt werden kann.
  • Das Ministerium für Gesundheit soll derart neu strukturiert werden, daß es, anstatt Aufgaben in der medizinischen Behandlung zu übernehmen, die Prinzipien der nationalen Gesundheitspolitik entwickelt, Standards für Dienstleistungen festlegt und medizinische Leistungen nur im Bereich der medizinischen Vorbeugung erbringt.
  • Die Anpassung der Bestimmungen zum Gesundheitswesen an die medizinischen Normen der Europäischen Union gehören zu den vorrangigen Zielen der Regierung. Auch die Inangriffnahme der "Ziele im Gesundheitswesen für das 21. Jahrhundert" der Weltgesundheitsorganisation gehört zu den gegenwärtigen Aktivitäten des Gesundheitsministeriums.
Dienstleistungen im Gesundheitswesen werden auch gegenwärtig überwiegend von öffentlichen Institutionen geleistet.