Bis zur Verkündung der Republik Türkei gab es nur begrenzte Aktivitäten bei der Errichtung von Museen. Nachdem jedoch nach Gründung der Republik Atatürk der Erforschung der Kulturgüter, ihrer Bekanntmachung und somit auch einer Verbreitung von Museen über das ganze Land eine große Bedeutung beimaß, zeigte das moderne türkische Museums- wesen eine schnelle Entwicklung. Zum Zeitpunkt der verkündung der Republik gab es in der Türkei lediglich das Archäologische Museum in İstanbul, das seinerseits den Namen "Asar-ı Atika Müzesi" (Museum für antike Werke) trug, ein Militärmuseum, das in der Hagia Irene seinen Platz hatte, das "Evkaf-ı İslamiye Müzesi" (Museum der islamischen Stiftungen), das sich in der Armenküche innerhalb des Komplexes um die Süleymaniye-Moschee befand, und einige Zweigstellen des "Müze-i Hümayun" (Großherrliches Museum), die sich in den großen Städten Anatoliens befanden.

In den ersten Jahren der Republik wurde das "Türkische Museum für antike Werke" gegründet, das dem Erziehungsmi-nisterium zugeordnet war und mit der Aufgabe betraut wurde, archäologische und ethnographische Funde aller Art zu sammeln und zu schützen. In einigen historischen Bezirken Anatoliens wurden Baudenkmäler wie Kirchen, Moscheen oder Karawansereien restauriert und als Museum eingerichtet. Der Sultanspalast "Topkapı Sarayı" wurde zusammen mit seinem Inventar 1924 in ein Museum umgewandelt und 1927 für Besucher zugänglich gemacht. Im selben Jahr wurde auch das Museum der Islamischen Stiftungen als Museum für türkische und islamische Werke ("Türk ve İslam Eserleri Müzesi") neu eingerichtet. Das Mevlana-Kloster in Konya wurde ebenfalls als Museum umgestaltet. Das Ethnographische Museum in Ankara wurde 1930 für den Besucherverkehr freigegeben. Außerdem hat man in Bursa, Adana, Manisa, İzmir, Kayseri, Antalya, Afyon, Bergama und Edirne neue Museen gegründet. Das 1940 im Mahmut Paşa-Basar eingerichtete Hethitische Museum wurde 1968 restauriert und als "Museum für anatolische Zivilisationen ("Anadolu Medeniyetleri Müzesi") neu eingerichtet. Die Aktivitäten im Museumsbau hielten auch in den nachfolgenden Jahren an, und inzwischen gibt es nahezu in allen Ecken des Landes die verschiedenartigsten Museen. Heute gibt es in der Türkei 99 Museumsämter, die dem Kulturministerium zugeordnet sind, unter dessen Kontrolle auch 90 Privatmuseen und 1.028 Kollektionen stehen.

Wegen seiner geographischen Lage, seiner günstigen natürlichen Lebensbedingungen und seiner geopolitischen Struktur war Anatolien seit dem Beginn menschlicher Existenz bis heute ununterbrochen besiedeltes Gebiet und wird deshalb folgerichtig das "Land der Zivilisationen" genannt. So gehören die Werke, die in den türkischen Museen zusammengetragen sind, in der Regel verschiedenen Zivilisationen an. Sie wurden zum größten Teil durch Ausgrabungen hervorgebracht, die seit 1935 in den meisten Gebieten des Landes in Gang gesetzt wurden. Neben Sammlungen mit archäologischem Schwerpunkt von prähistorischen und antiken Funden bilden Werke der orientalischen Kunst und der türkisch-islamischen Epoche die zweite große Gruppe von Kollektionen. Deshalb enthalten türkische Museen schwerpunktsmäßig historische Werke mit archäologisch-ethnographischen Schwerpunkt. Daneben gibt es aber noch die historischen Bauten, die zusammen mit ihrer Inneneinrichtung in Museen umgewandelt wurden und die osmanische Geschichte, die Zeit des Befreiungskrieges oder die republikanischen Reformen betreffen. Außerdem hat man in Ankara eine Nachbildung des Geburtshauses von Atatürk, dessen Original sich in Saloniki befindet, errichtet, es mit Dokumenten und Belegen aus Atatürks Leben ausgestattet und für den Besucherverkehr freigegeben. Auch Bauten, von denen aus Atatürk den Befreiungskrieg geleitet hatte oder in denen er im Verlauf seiner Besuch verschiedener Bezirke residiert hatte, wurden als Museum eingerichtet.

Als eine weitere Gruppe von Museen gibt es schließlich Museums-Häuser oder Gedenkstätten, die als Museum eingerichtet sind. Dazu gehören z.B. "Çakırağa Konağı" in Birgi, "Hazeranlar Kona¤ı" in Amasya, das "Ziya Gökalp-Museums- haus" in Diyarbakır oder "Tevfik Fikret Aşiyan Evi" in İstanbul.

Seit 1930 begann man damit, historische Bauten als Museum zu schützen. Hier ist an erster Stelle die Hagia Sophia in İstanbul zu nennen, desweiteren in İstanbul der "Dolmabahçe"-Palast, die "Kariye"-Moschee, die Moscheen "Fethiye" und "İmrahor", oder in Bursa "Yeşil Türbe" oder "Muradiye Külliyesi". Daneben wurden auch viele alte Siedlungsorte oder antike Städte als Freiluft-Museum eingerichtet, wie Boğazköy, Ephesos, Perga-mon, Aphrodisias, Aspendos, Karatepe, Göreme oder Perge, um nur einige zu nennen. Ferner gibt es noch Museen für Kunst, und außerdem Museen von öffentlichen oder privaten Institutionen, von individuellen oder juristischen Personen, oder von der Generaldirektion für Stiftungen, die mit Bezug auf ihr eigenes Tätigkeitsfeld oder ihrem eigenen Dienstleistungsbereichs private Museen eröffnet haben.

Aktivitäten zum Schutz des historischen Erbes von Museen werden auch in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen durchgeführt. Der UNESCO zugeordnete Institutionen wie ICOMOS (Internationaler Rat für Gedenkstätten) oder ICOM (Internationaler Museumsverband) sind in der Türkei offiziell vertreten und führen mit türkischen Institutionen gemeinsame Projekte durch. Mit der Entwicklung des weltweiten Museumswesen arbeiten auch türkische Museen bewußter und in einer weitgefaßteren Perspektive. So konnten sowohl aufgrund von Aktivitäten des Ministeriums für Kultur als auch von Erneuerungsmaßnahmen der Museen, die diese im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten durchführen, einige türkische Museen diverse internationale Preise gewinnen. 1983 erhielt das "Sadberk Hanım-Museum" den Preis "Avrupa Nostra", und 1984 wurde das Museum für türkische und islamische Werke in İstanbul für die vom Europäischen Rat vergebene Auszeichnung eines "herausragenden Museums" für würdig befunden. Aus weiteren Preisträgern sei noch das Industriemuseum "Rahmi M. Koç" erwähnt, das 1996 einen Preis als Privatmuseum erhielt.