Die türkische Verfassung zählt weltweit zu den wenigen Grundgesetzen, die Artikel über Sport einschließen. In Artikel 59 des Grundgesetzes heißt es, daß der Staat Maß- nahmen zur Entwicklung der physischen und psychischen Gesundheit der türkischen Staatsbürger jeden Alters ergreift und in die Verbreitung des Sports fördert, und daß der Staat den erfolgreichen Sportler schützt. Neue Investitionen im Bereich des Sports, wissenschaftliche Untersuchungen sowie eine neue Haltung des Staates zum Thema Sport haben in den letzten Jahren den Sport in der Türkei, sowohl als Leistungssport aber auch als Freizeitbeschäftigung, beliebt gemacht. Aktivitäten halten an, damit der Sport, der in den entwickelten Ländern der Welt ein unverzichtbarer Teil des Lebens ist, auch in der Türkei kurz vor dem 21. Jahrhundert als eine soziale Betätigung seinen gerechten Platz einnimmt. In diesem Rahmen wird vor allem die Verbreitung des Sports unter der Bevölkerung, der zu den wichtigsten Bedingungen einer körperlich und seelisch gesunden Gesellschaft gehört, gefördert, und anstelle eines Sportzweiges alle olympischen Sportzweige unterstützt. Während sich der Staat aus diesem Bereich langsam zurückzieht, erhöht sich der Beitrag des Privatsektors. Maßnahmen werden vor allem für eine rationelle Ausschöpfung der vorhandenen Anlagen getroffen.
Der Staat und der Sport
Sport wird in der Türkei vom Staat gefördert und unterstützt; Sportclubs erhalten vom Staat bestimmte finanzielle Hilfen. Die wichtigsten Ziele der türkischen Sportpolitik sind die Erhöhung der Anzahl der Sportler, Erfolge bei internationalen Sportkämpfen und eine geeignete Atmosphäre für eine Teilnahme aller Bürger jeden Alters an Sportaktivitäten. Große Sportanlagen sowie Investitionen in diesem Bereich wurden in der Türkei vom Staat realisiert. Doch mit Sponsor-Maßnahmen und neuen Vermarktungsmethoden hat sich in den letzten Jahren auch die Zahl der Sportanlagen von privaten Clubs drastisch erhöht. Von den insgesamt 2.574 Sportanlagen in der Türkei gehören 261 dem privaten Sektor.
Die Generaldirektion für Jugend und Sport
Die dem Ministerpräsidium unterstellte Generaldirektion für Jugend und Sport bildet die Dachorganisation des Sports in der Türkei und ist zugleich die höchste staatliche Organisation im Bereich des Sports. Das 1938 gegründete Amt bietet mit seinen Bezzirksdirektionen in 81 Regierungsbezirken Dienstleistungen an. In der Zentrale und in den ländlichen Gebieten arbeiten 6.499 Personen für die Organisation. Schiedsrichter, Provinzvertreter, Trainer, Beobachter usw. arbeiten ehrenamtlich für die Direktion.
Die Generaldirektion für Jugend und Sport umfaßt 37 Sportverbände für die Sportarten Schießen und Jagen, Athletik, Basketball, Reiten, Radfahren, Boxen, Badminton, Eissport, Billard, Bridge, Gymnastik, Bergsteigen, Fechten, Ringen, Golf, Gewichtheben, Handball, Pfadfinder-Sport, Judo, Karate, Ski, Rudern, Tischtennis, Bogenschießen, Automobilsport, Unterwassersport, Wasserski, Schach, Tennis, Teakwon-do, Volleyball, Budy-Building, Schwimmen, Segeln, Hürdenlauf, für den Sport an Universitäten, für traditionelle Sportzweige und für Sport für alle. Der türkische Fußball-Verband wurde 1992 autonom. Ferner gibt es mehrere Sportzweige, die zwar über keinen Verband verfügen, aber in Sportklubs und von der Bevölkerung betrieben werden.
Auf Anforderung der Provinzdirektionen für Jugend und Sport sowie der Verbände arbeitet des Ministerpräsidium jährlich Sport-Ausbildungspläne aus. Zur Ausbildung von neuen Sportlern in den schwach vertretenen Zweigen werden Trainer- und Monitorkurse sowie verschiedene Seminare veranstaltet.
Das wichtigste Ziel der Generaldirektion für Jugend und Sport ist, daß Bürger jeden Alters für ihre seelische und körperliche Gesundheit in ihrer Freizeit Sport betreiben. Der Staat fördert und unterstützt auch die Teilnahme von Behinderten an Sportaktivitäten.
Nach der Generaldirektion für Jugend und Sport ist das Präsidium des nationalen türkischen olympischen Komitees die wichtigste Institution im Bereich des Sports. Der Verband der Amateur-Sport-klubs der Türkei, der alle Sport-klubs angehören, sowie mehrere Vereine und Stiftungen zählen zu den freiwilligen Sportinstitutionen.
Sportklubs
Eines der grundlegenden Ziele des Sports in der Türkei ist die Verbreitung des auf der Basis von Sportclubs beruhenden Breitensports. Der Erfolg liegt im Sport eigentlich bei der Entwicklung des Breitensports. In diesem Rahmen spielt der Massensport und eine weit verbreitete Sportgewohnheit auch bei der Entwicklung von Sportwettbewerben in der Türkei eine wichtige Rolle.
Die Leistungssportler aus 5.988 Sportclubs nehmen in der Türkei an den Sportaktivitäten des Landes teil. Galatasaray, Fenerbahçe, Beşiktaş, Efes Pilsen, Ülker, Eczacıbaşı, Vakıfbank, Tofaş, Enka, Netaş und Arçelik und zählen zu den erfolgreichen Sportklubs des Landes. Ein Großteil der Klubs betreibt schwerwiegend Fußball. Es gibt auch lizenzierte Sportler, die nicht einem Sportklub angehören und an Wettbewerben teilnehmen. In der Türkei gibt es insgesamt 176.906 Lizenzsportler.
Beliebte Sportarten
Die beliebteste Sportart in der Türkei ist Fußball, aber auch Basketball, Volleyball, Athletik und die traditionelle türkische Sportart Ringen erwecken großes Interesse. In den letzten Jahren erzielten türkische Sportler international beim Gewichtheben, Tekwando, Judo, Boxen und Bogenschießen wichtige Erfolge.
In der Saison 1999 bis Mai 2000 gewannen türkische Sportler bei internationalen Wettkämpfen 1.275 Medaillen, davon 398 in Gold. Die größten internationalen Erfolge wurden mit 231 Medaillen beim Ringen erzielt. 1999 wurden in 5 Disziplinen 5 Welt-, 14 Europa- und 250 türkische Rekorde gebrochen.
Die Türkei hat ihre erste olympische Meisterschaft 1936 bei den olympischen Spielen in Berlin im Ringen mit dem Schwerathlet Yaşar Erkan erreicht. Weitere olympische Erfolge von türkischen Leichtathletikern sind der dritte Platz bei den olympischen Spielen 1948 in London beim Weitsprung von Ruhi Sarıalp, und der erste Platz von Mehmet Terzi bei den Mittelmeer-Spielen von 1983. Naim Süleymano¤lu und Halil Mutlu sind erfolgreiche Sportler, die im Ringen Weltrekorde gebrochen haben und olympi- sche Titel erhielten.
Die Basketballmannschaft Efes Pilsen gewann mit dem Europa-Radivoj-Korac-Cup (1995-1996) die erste Europa- meisterschaft für die Türkei. Mit der Teilnahme am Final-Four in Griechenland 2000 zeigte der Verein einen weiteren Erfolg. Das Volleyball-Team der Damen von Eczacıbaşı gewann 1998 den Europäischen Pokal der Pokalsieger, und das Volleyball-Team der Damen der Vakıfbank wurde Zweiter beim Wettbewerb der Europäischen Champion-Liga. Die türkische Sportlerin Deniz Günay gewann 1998 bei den Europameisterschaften im Bogenschießen in Deutschland die Europameisterschaft und bei den Welt-Universitätsspielen im Bogenschießen in Taiwan die Weltmeisterschaft. Im Bereich des Boxen gewann Hülya Şahin beim Europapokal der Damen in Schweden die Goldmedaille und setzte damit einen weiteren Meilenstein im türkischen Sport. Auch die Box-Nationalmannschaft gewann bei den Europa-Meisterschaften in Finnland 2000 3 Gold- und 2 Bronzemedaillen und erreichte den zweiten Platz. Bei den Schwimmweltmeisterschaften für kurze Strecken in Athen gewann Derya Büyükuncu vom Sportclub Galatasaray die Bronzemedaille. Somit nahm zum erstenmal ein türkischer Sportler bei einer Weltmeisterschaft seinen Platz auf der Ehrentribüne ein.
Den größten Erfolg im türkischen Sport der letzten Jahre erzielte jedoch die Fußballmannschaft von Galatasaray mit dem Gewinn des UEFA-Cups 1999-2000. Galatasaray wurde Finalist, nach dem es gegen die besten europäischen Mannschaften ohne ein Spiel zu verlieren gesiegt hatte. Nach dem 4:1-Sieg gegen das englische Team von Arsenal war Galatasaray die erste türkische Fußballmannschaft, die einen Europapokal gewann. Galatasaray hat bislang 138 Spiele in europäischen Wettbewerben bestritten und wurde für den türkischen Fußball ein sich dem Westen öffnendes Fenster.